Elisabeth Schmitz

13.11.2021 Lucas Ludewig

Blicke übers Land

Seite 66 im aktuellen Wandlitzer Amtsblatt bewirbt eine interessante Veranstaltung über Elisabeth Schmitz, die am 14. November um 15 Uhr im Goldenen Löwen stattfindet.  Claudia Schmid-Rathjen unterstützt durch die musikalische Begleitung von Walter Heyn spricht über diese unbekannte Heldin. (2G, 4€ inkl. Kaffee & Kuchen)

 

Samstag bedeutet in der digitalen Kirche Jüdisches Leben in Deutschland. Heute schreibe ich über eine Person die unsere digitale Friedensdekade, Jüdisches Leben und Wandlitz miteinander verbindet: Elisabeth Schmitz

Sie wurde 1893 in Hanau geboren, studierte Religion und Geschichte in Bonn und Berlin, promovierte und wurde 1928 Studienrätin in Berlin. In Folge der Reichspogromnacht sah sich Schmitz außer Stande als Beamtin den Staat zu vertreten und bat um Freistellung. Sie beherbergte seit 1933 immer wieder jüdische Menschen. Zuerst eine Freundin, die nicht mehr als Ärztin arbeiten durfte, später auch viele andere. Die Jüdinnen und Juden wohnten entweder mit in ihrer Berliner Wohnung oder auf einem Wochenendgrundstück befreundeter Juden, die Deutschland verließen.

Schmitz war seit 1934 Mitglied der bekennenden Kirche und erteilte (trotz Verbot) auch noch während des zweiten Weltkrieges taufwilligen jüdischen Menschen Taufunterricht.

Ihr (für sie gefährlicher) Einsatz zum Schutz von Jüdinnen und Juden verlieh ihr den Titel „Gerechte unter den Völkern“

Religionshistorisch ist besonders ihre Denkschrift „Zur Lage der deutschen Nichtarier“ zu erwähnen, in der sie 1935 als normale Lehrerin all die Dinge vorhergesagt hat, von denen alle Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg nichts gewusst haben wollen.

Wann immer die Kirchen im Dritten Reich mutig genug waren, die Gesetze der Nationalsozialisten entschieden zu verurteilen, wurden diese Gesetze abgemildert. Leider geschah dies nicht sehr oft, da Kritik an der NS-Politik für einzelne Personen mit Gefängnis oder Schlimmeren sanktioniert wurde. Daher hatte keine Synode der Bekennenden Kirche im Jahr 1935 den Mut, die anonym eingereichte Denkschrift von Schmitz öffentlich zu verhandeln.

Die Leistungen von Schmitz für Jüdisches Leben in Deutschland und für unsere Gesellschaft können nicht hoch genug eingeschätzt werden:

Es waren wirklich sehr, sehr wenige Menschen, die überhaupt Jüdinnen und Juden geholfen haben. Die Ausstrahlung ihres Wirkens ist aber so hoch, dass sich nach 1945 überhaupt wieder Menschen jüdischen Glaubens getraut haben, in Deutschland zu leben. Gleichzeitig dürfen wir uns mit solch einer Heldin identifizieren, obwohl wahrscheinlich niemand diesen Text lesen wird, dessen Vorfahren ähnliches geleistet haben und mit Sicherheit alle, die diesen Text lesen, Sympathisanten mit den Nationalsozialisten unter ihren Vorfahren haben. (mich eingeschlossen)

Was Elisabeth Schmitz mit Wandlitz zu schaffen hat, bleibt ein Geheimnis, dass Frau Schmid-Rathjen am Sonntag lüftet.

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