11.11.2021 Sybille Gruska
Digitale Friedensdekade
Kirche Basdorf am 24.10.2021, 10 Uhr: Nur wenige Menschen sind zum sonntäglichen Gottesdienst versammelt und fast könnte man einstimmen in trübe Untergangsprophezeiungen für die Kirche schlechthin. Aber der Verlauf des Gottesdienstes lässt auch eine andere Interpretation zu. Pfarrer Ludewig hat kurzentschlossen die Predigt zu einer Diskussions-stunde oder Diskussions-runde umgewandelt. Der Predigttext aus Matthäus 10, 34-39 gab eine Grundlage, über das Thema Streiten, Umgang mit anderen Meinungen, Frieden stiften, zu reden.
Alle Anwesenden konnten Erfahrungen und Berichte beisteuern, wie kompliziert es sein kann, im Streit fair miteinander umzugehen. Interessant zu hören, war für mich auch, dass Konfliktforscher der Meinung sind, nicht jeder Streit, nicht jedes Thema lässt Konsens und Bewältigung der Gegensätze zu. Viel gewonnen ist schon, wenn sich Streitende mit Achtung begegnen und sich zumindest grüßen. Muss immer klar gestellt werden, wer Recht hat? Wie lässt sich Recht haben überhaupt beweisen? - All diese Fragen und Meinungen dazu ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Erst um 11.20 Uhr läuteten die Glocken zum Abschluss dieses Gottesdienstes – also trifft eher Diskussionsrunde, als Diskussionsstunde zu, wie noch anfangs überlegt.
Wieso nun erscheint die Beschreibung dieses besonderen Gottesdienstes im Rahmen der Friedensdekade? Weil ein ganz wichtiger Satz herausgearbeitet wurde:
Das größte Geschenk, was uns Menschen in dieser Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg zuteilwurde, ist der Friede. Dafür sind wir dankbar. Der Frieden muss immer (wie bei jedem noch so kleinen Zwist eine Einigung), gewollt und errungen werden.
Herr, mache mich zum Werkzeug Deines Friedens, dieses Gebet formuliert es sehr treffend.
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
Neben anderen hat es der Komponist John Rutter vertont, und auch die Kantorei Klosterfelde hat sich dieses bekannte Chorstück schon einmal vorgenommen. Womit wir wieder bei unserem Gemeindeleben entlang der Heidekrautbahn wären. Einen Gottesdienst hin und wieder in der beschriebenen „Diskussionsform“ zu gestalten, das findet bestimmt Anklang und kann neue Akzente setzen. Dabei muss nicht immer der Predigttext gemeinsam interpretiert werden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass z.B. Gebete und Fürbitten gemeinsam erarbeitet werden oder die sonntäglichen Impulse in der digitalen Kirche aufgegriffen werden. Diesen ersten Versuch in Basdorf empfanden alle Beteiligten anregend und wohltuend. Und es passt genau zu diesem Beitrag in der digitalen Kirche am Reformationstag.
Wir alle haben es in der Hand, die Kirche der Gegenwart zu gestalten.