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Zitrone

Die Zitrone des Bruno Ciccaglione

Die Zitrone des Bruno Ciccaglione

Manchmal findet man Dinge, die man gar nicht gesucht hat. So erging es mir, als wir im Potsdamer Museum Barberini die Ausstellung „Rembrandts Orient“ besucht haben – eigentlich ein gutes Thema für einen Ausflugstipp in unserer digitalen Kirche, so war mein Vorhaben…

Es kam anders, denn am Ende des Ausstellungsbesuches musste ja noch der Museumsshop durchstöbert werden. Und eben dort machte ein auffällig grün-gelbes Büchlein auf sich aufmerksam. Mit der grellen Farbe und dem handlichen Jackentaschenformat gab also zunächst das Äußere den Ausschlag, genauer nachzulesen. Und siehe da, es ist nicht große Weltliteratur, kein neuer Bestseller oder gar ein spektakulärer Krimi, sondern ganz schlicht eine Art Küchen- und Kochbuch. Auch davon mag so mancher mehr als genug Exemplare mit tollen Bildern zu Hause haben. Dennoch möchte ich es hier vorstellen und empfehlen.

Das Buch „Zitrone“ ist im Mandelbaumverlag https://www.mandelbaum.at  in der Reihe „Mandelbaums kleine gourmandisen“ erschienen. In der Serie der gourmandisen (Leckereien) wird stets eine Pflanze, eine Frucht oder ein Gewürz in den Mittelpunkt gerückt. Von Artischocke  bis Zwiebel reicht das Spektrum.

Der Autor des Zitronenbüchleins, Bruno Ciccaglione, ist Italiener, lebt in Wien und ist sowohl Koch als auch Musiker aus Leidenschaft. Er stellt hier auf raffinierte Weise seine Geheimnisse der italienischen Küche vor.

Dass nun gerade mir die „Zitrone“ in die Hände fiel, kann kein Zufall sein. Ohnehin ziemlich italienbegeistert, sind diese Früchte für mich ein Synonym für Italien, italienische Lebensart … „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn …“ à und genauso beginnt auch dieses Buch. Es thematisiert zuerst Zitronen in Literatur, Malerei und Geschichte, beschreibt dann ausführlich die Botanik (Herkunft,  Verbreitung und Charakteristik) der Zitrusfrüchte. Auch die vielen Erscheinungsformen werden erläutert – schließlich gibt es Zitronen klein und grün oder dick und blassgelb, innen mit sehr saurem oder mit mehr bitterem Fruchtfleisch, mit und ohne Kern usw. Es gibt sie zu jeder Jahreszeit – wieso eigentlich?

Wenn man dann nach den ersten 30 Seiten auf diese Weise mit Zitronen bekannt gemacht wurde, schließt sich ein ebenso langer Rezeptteil an. Auch in diesem Abschnitt des Buches geht es eher unkonventionell und vielfältig zu. Es sind nicht primär die klassischen Rezepte, die einen Aha-Effekt auslösen, sondern eher die ungewöhnlichen Kombinationen.  So ist z.B. für mich der Hinweis, für eine Soße Zitrone mit Zwiebeln, Knoblauch, Minze und Chilischoten zu verwenden, an kein besonderes Gericht gekoppelt, sondern mehr ein Tipp, was alles möglich ist. Auch Legenden, die zu einzelnen Gerichten gehören, werden nicht ausgespart, wie z.B. kleine, runde Törtchen, die der Schönheit  Sophia Lorens, genauer ihrem Busen, gewidmet wurden. Kurz gesagt: auch dieser Rezeptteil ist unterhaltsam und lehrreich.

Zu DDR-Zeiten gab es in der begehrten Zeitschrift „Das Magazin“ – eingefleischten Liebhabern nur als Bückware bekannt – eine Serie namens „Liebe, Phantasie und Kochkunst“, in der Ursula Winnington einen sehr ähnlichen Stil pflegte (als Buch erhältlich „ Liebe, Phantasie und Kochkunst“,

480 Seiten, ISBN 978-3-933574-22-0 im Klatschmohnverlag http://www.klatschmohn.de/lieferbare-buecher/liebe-phantasie-und-kochkunst). Nebenbei: Auch der regionale Klatschmohnverlag aus Mecklenburg-Vorpommern ist ein Geheimtipp!

Wem also diese Kombination von Kultur und Kulinarik gefällt, dem sei dieses Zitronen-Buch von Bruno Ciccaglione (ISBN 978-3854765714) wärmstens empfohlen. Es ist auch als Geschenk bestens geeignet. Aus dieser Serie werde ich mir als nächstes die „Walnuss-Gourmandise“ ansehen und kann dann darüber berichten. Bis dahin guten Appetit bei Gerichten mit Zitronen!

 

Sybille Gruska